Nicht nur der Berlin-Besucher bemerkt es in erschreckender Weise, die Stadt ist einfach zu laut. Längst arbeitet auch die BVG daran, dass beispielsweise Busse und Straßenbahnen leider fahren. Dazu gehören u.a. leise Gleise, die weniger Lärm bedeuten und darum der Gesundheit zuträglich sind. Die BVG investiert und testet also, um alles eine Spur leiser zu gestalten und auch der Senat bemüht sich, die Lärmbelästigung zu senken, indem zusätzliche Gelder für Schallschutzfenster und leisen Straßenbelag zur Verfügung gestellt werden.

Flüsterasphalt hat die Nase vorn

So schön altes Kopfsteinpflaster auch das eine oder andere Mal anmutet, es hat die unangenehme Eigenschaft, zu laut zu sein. Berlin setzt nun auf Flüsterasphalt und Schmiermittel, sinnvolle Alternativen im Kampf um Lärmminderung. Im Jahr 2016 startete die große Initiative in Sachen Berliner Lärmschutz, die dank der Förderung der EU und des Bundes möglich wird. Je 1,8 Millionen Euro stehen 2016 bzw. 2017 zur Verfügung, um Kopfsteinpflaster und quietschenden Straßenbahnen den Garaus zu bereiten. Große Summen, wenn bedacht wird, dass bisher jährlich nur 300.000 Euro für diese wichtigen Anliegen ausgegeben wurden. Es ist also eine frohe Botschaft, die der Pressesprecher der Umweltverwaltung, Herr Martin Pallgen, hier zu verkünden hatte.

Der 27. April, der „Tag gegen den Lärm“

Besondere Ereignisse werfen ihre Schatten immer weit voraus. Um den lärmtechnischen Problemen Nachdruck zu verleihen, wurde durch die Deutsche Gesellschaft für Akustik ein bundesweiter Aktionstag ins Leben gerufen, der explizit auf den Lärm und seine unangenehmen Folgen aufmerksam machen soll. Nicht nur in Berlin wird deshalb von Vereinen und anderen Veranstaltern für Ruhe geworben. Dabei wurde auch die häufigste Lärmquelle schon klar lokalisiert – der innerstädtische Straßenverkehr.

Kampf den Dezibel

Es ist schon erschreckend, denn in Berlin müssen ca. 300.000 Menschen in Gegenden leben, die durch Lärm um die 55 Dezibel und mehr gesundheitlich belastet sind. Es ist erklärtes Ziel des Senats, bis zum Jahre 2025 aktiv zu werden, und den Geräuschpegel für ca. 100.000 Menschen unter die genannte Marke zu senken. Dabei setzt der aktuelle Lärmaktionsplan auf die verschiedensten Maßnahmen, die auch den Straßenverkehr betreffen, denn er outet sich als die intensivste Lärmquelle.

Es ist unter anderem angedacht, auf Flüsterasphalt zu setzen, um Verkehrslärm nachhaltig zu minimieren. Im Jahre 2016 profitieren die Straßen Lindauer Allee, der Eichborndamm in Reinickendorf sowie die Spandauer Seeburger Straße von diesen Vorgaben und neuen Belägen. Auch die Friesenstraße in Kreuzberg bekommt eine Runderneuerung, indem Kopfsteinpflaster dem lärmarmen Asphalt weicht, betonte Bernd Lehming, der dem Referat für Immissionsschutz angehört.

Mit Fahrradstreifen und 30er-Zonen gegen Verkehrslärm

Des Weiteren wird in Berlin zukünftig stärker auf einen Ausbau der Fahrradstreifen gesetzt – eine Maßnahme, die nicht nur in der Kreuzberger Gitschiner Straße greift. Dabei ergaben Analysen, dass Fahrradstreifen nicht nur förderlich für den Radverkehr sind, sondern auch für den optimalen Verkehrsfluss im Stadtgebiet sorgen. Im Kampf um den übermächtigen Verkehrslärm werden aber auch Displays und Mittelinseln eingesetzt, die Autofahrer auf die geminderte Geschwindigkeit verweisen.

In dem Zusammenhang ist es auch interessant zu erwähnen, dass bereits auf ca. 80 Prozent der Berliner Straßen die Geschwindigkeitsbeschränkung 30 km/h Realität ist. Selbst spezielle Schmiermittel für die Trams sollen verstärkt zum Einsatz kommen, denn das Quietschen in Kurven ist vielfach unerträglich. In dem Fall richtet es die Technik, denn Sensoren sollen erkennen, wann eine Kurve durch die Bahn befahren wird. Sie tragen dann dafür Sorge, dass das spezielle Schmiermittel die Schienen erreicht. Es ist beabsichtigt, alle Berliner Straßenbahnen mit solcher Technik auszustatten.

Förderung des passiven Schallschutzes

Wo der aktive Lärmschutz an seine Grenzen stößt, wird der passive Schallschutz gefördert. Zuschüsse für Schallschutzfenster stehen deshalb genauso auf der Agenda wie eine schalltechnische Aufarbeitung, die in erster Linie Holzkastendoppelfenster betrifft, deren Wohnhäuser an lauten Straßen bzw. den BVG-Schienenwegen stehen. Seit dem Jahre 2014 sind bereits Fördermittel in Höhe von 900.000 Euro investiert worden, die in diesem Jahr durch 670.000 Euro noch getoppt werden, bislang flossen jährlich 500.000 Euro.

Maßnahmen über Maßnahmen, die sich alle einem erklärten Ziel verschrieben haben, der übermäßigen Lärmbelastung in Berlin ein Ende zu setzen. Ein Ziel, für das es sich lohnt, denn die Gesundheit der Stadtbewohner ist ein wichtiges Gebot.