Wer die Geschichte kennt, der weiß um die über Jahrhunderte bestehende Zusammengehörigkeit von Brandenburg und Berlin und es erscheint grotesk, dass diese beiden Städte beziehungsweise Regionen nach der Wende überhaupt geteilt wurden. Davor waren es die Bezirke der DDR, die geschichtliche Aspekte ignorierten, doch heute fragen sich viele zu Recht, warum hier eigentlich nicht wieder zusammenkommt, was historisch immer zusammengehört? Handelt die Politik aus Absicht oder aus Unkenntnis nicht oder lehnt sich die Bevölkerung auf?

Eine absurde Teilung?

Natürlich hatte die Politik im Zuge der Wiedervereinigung viel zu tun und vielleicht nicht den richtigen Blick für die Verhältnisse in den neuen Ländern, vielleicht musste man auch ein paar Parteigranden mit Pöstchen versorgen oder hielt eine Trennung von Berlin und Brandenburg aus finanziellen Gründen für sinnvoll. Fakt ist, dass nun die Landeshauptstädte Berlin und Potsdam heißen, die früher eine unverbrüchliche Einheit darstellten und dass das Brandenburger Erbe, es gibt in Berlin da sein berühmtes Tor, wenig Beachtung findet. Ja, aber was ist denn Berlin überhaupt? Hauptstadt der BRD, sicher, Regierungssitz, Kulturmetropole und so weiter, aber sonst? Natürlich ist es Geschichte und eben speziell deutsche Historie des 20. Jahrhunderts und angesichts dieser Ereignisse verblasst die Erinnerung an die preußische Herkunft. Richtig, Berlin hat durch die Trennung von Brandenburg eine Identität als Stadt gewonnen, die es vorher nicht gab und die sich aus der jüngeren Geschichte vorzüglich konstruieren lässt. Wer durch die Metropole läuft, der ist von Vergangenheit umgeben und sieht zugleich die Achsen der Zukunft, die diese Stadt so gern als Labor und Werkstatt betrachten, unabgeschlossen, milde, kreativ.

Und Brandenburg? Ist ein solides Bundesland geworden, mit respektabler Wirtschaftskraft und ganz unterschiedlichen kulturellen Regionen. Gebiete wie der Spreewald oder die Grenzregionen zu Polen fanden zu eigenem Ausdruck und werden heute ganz selbstverständlich als Bestandteile des Brandenburgs von heute betrachtet. Warum also fusionieren? Wozu aufgeben, was bisher gut funktioniert hat und wohl es auch in Zukunft täte?

Möglichkeiten und Herausforderungen

Ein Zusammengehen brächte entscheidende Vorteile. Zum einen würde der Wegfall eines Bundeslandes natürlich schon allein administrativ Einsparungen bringen und die gemeinsame Fläche könnte effektiver genutzt werden. Brandenburger wie Berliner hätten weniger Probleme mit verschiedenen Ländergesetzen, die sich oft überschneiden und natürlich gäbe es gerade was die Fläche angeht tolle Möglichkeiten. Berlin müsste Neubauprojekte nicht mehr irgendwo reinquetschen, sondern könnte sich in das dünn besiedelte Brandenburger Umland ausbreiten und dieses Bundesland wäre bevölkerungsmäßig und wirtschaftlich eine echte Größe. Sicher täten ein paar brandenburgische Tugenden wie Zurückhaltung und Sparsamkeit den Berliner Verschwendern ganz gut.

Das Problem sind natürlich mal wieder die Schulden. Berlin bringt davon einiges mit, wohlgemerkt durch Misswirtschaft und keinesfalls durch Hochwasser oder dergleichen und man muss Brandenburg mit seinen Bewohnern schon verstehen, wenn diese einer Vergemeinschaftung dieser Schulden ablehnend gegenüber stehen. Vielleicht hilft ja auch mal wieder der Bund? In jedem Fall wäre ein Zusammengehen sinnvoll und historisch sicher bedeutsam, zumal es solche Vorgänge bisher kaum gegeben hat.